Hopfen und Malz… Gott Erhalts!
Das dritte und wichtigste Standbein des Hitorfer Dreiklangs
Die wohl bekannteste Firma in Hitdorf, war wohl die dort ansässige Brauerei. Die Hitdorfer Brauerei wurde am 10. Dezember1833 von Sigmund Pabstmann gegründet. Pabstmann kam aus dem oberfränkischen Markt - Zeuln und ließ sich zunächst als Holzhändler in Hitdorf nieder, wo er unter anderem den Baumaterialienhändler Johann Dorff (Sohn von Johann Peter Dorff) belieferte.
Ein Bierwagen der Hildorfer Brauerei. Die Pferde kannten den Heimweg bestens. Wenn die Kutscher ihre Einkehr in einer Langenfelder Wirtschaft zu sehr ausdehnten, machten sich die Pferde eben alleine auf den Weg.
Man beachte den Banner an der Gespannseite:
„Bier wieder Billiger!“
Ein träumchen in der heutigen Zeit!
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Hitdorfer Brauerei unter der Leitung von Moses Friede von 1880 - 1933
Foto: Zeichnung von einem uns unbekanntem Künstler um 1900
Ab 1829 pachtete Pabstmann Ländereien, die er mit dem Gewinn aus dem Holzhandel finanzierte, für den er sich aus seinem Heimatort beliefern ließ. Weiterhin begann er, Ziegelsteine zu brennen, ein Gewerbe, dass aufgrund des hohen Flutlehmreichtums in Hitdorf und Rheindorf eine jahrhundertelange Tradition hatte.
Es ist nicht bekannt, ob Pabstmann die Brauerei völlig neu gründete, oder ein bestehendes Brauhaus übernahm. Sicher ist jedoch, dass er eine neue Brauweise in Hitdorf einführte, sicher auch mit der Absicht, die Qualität des Bieres, dass sich als Nahrungsmittel verstand, zu verbessern. Papstmanns Vorfahren waren selber Brauereibesitzer, weshalb sich auf seinen Flößen wohl nicht selten bayrisches Bier "aus der Heimat" befunden haben dürfte.
Das neue Sudhaus an der Rheinstrasse, gebaut 1956.
Ins Auge fällt die mit 10 Metern hohe Leuchtreklame, dem "Stolz" der Hitdorfer.
Foto: Michael Hohmeier, Stadtarchiv Monheim
Konzessions-Urkunde
der Hitdorfer Brauerei vom 16.12.1856
Foto: Michael Hohmeier, Stadtarchiv Monheim
Durch den Umbau der neu erworbenen Brauerei nach bayrischem Vorbild und dem nun in Hitdorf gebrauten Bier konnte er endlich die hohen bayrischen Bierpreise umgehen. Als Brauereibesitzer war Pabstmann verpflichtet, sein Personal unterzubringen und zu verköstigen. Dafür hatten die Arbeiter Arbeitstage von 12-15 Stunden und häufige Nachtarbeit zu verrichten.
Grundsteinlegung für das neue Sudhaus am 24.10.1955
Foto: Michael Hohmeier, Stadtarchiv Monheim
Grund- und Aufriss der Brauerei von 1856
Foto: Michael Hohmeier, Stadtarchiv Monheim
Sigmund Pabstmann starb 1858. Bereits zwei Jahre vorher hatte sein zweitältester Sohn Joseph die Brauerei übernommen und erneuerte sie von Grund auf. In den 1870er Jahren veräußerte er den Betrieb allerdings an Ferdinand Köllges, der den Kauf mit einem Lotterie-Gewinn finanzierte, und wanderte nach Amerika aus. Unter
Köllges ging der Absatz rapide zurück und die Brauerei wurde an Moses Friede verkauft.
Bau des neuen Sudhauses im Frühjahr 1956
Foto: Michael Hohmeier, Stadtarchiv Monheim
Die Hitdorfer Brauerei 1956 mit dem alten und neuen
Sudhaus
Foto: Michael Hohmeier, Stadtarchiv Monheim
Urkunde der Grundsteinlegung am 24.10.1955
Foto: Michael Hohmeier, Stadtarchiv Monheim
Friede war Manufakturkaufmann und Leiter eines Bankgeschäftes. Er stellte Fachkräfte an, die der Brauerei schon bald wieder zu gutem Umsatz verhalfen, und investierte große Summen in die Modernisierung des Unternehmens. Innerhalb von 10 Jahren stieg die zu zahlende Brausteuer von 2012,- auf 13.254,40 Mark an.
Moses Friede verstarb 1907. Sein Schwiegersohn Josef Dublon führte die Firma weiter und teilte sich die Geschäftsführung mit seinem Schwager Treumann. Die Erfolgsgeschichte wurde durch die Hitler-Diktatur beendet, da die Familie Treumann - Friede durch ihren jüdischen Glauben gezwungen war, ihre Aktien zu verkaufen. Nach 1933 hieß das Unternehmen "Hitdorfer Brauerei Aktiengesellschaft". Später wurde die Aktienmehrheit vom in Essen ansässigen Funke Konzern übernommen.
Die Belegschaft der Brauerei etwa 1909
Sitzend erster von links: Prokurist Rudolf Leven, daneben Braumeister Michael Breuer.
Sitzend dritter von rechts: Stallmeister Matthias Kürten. Dritter von rechts obere Reihe: Heinrich Kürten.
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Ein LKW der Brauerei um 1920.
Man beachte den Kettenantrieb und die abgefahrenen Vollgummireifen.
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Hitdorfer Brauerei Friede Aktiengesellschaft,
Köln u. Hitdorf am 14.4.1929
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Ein LKW der Brauerei um 1920.
Man beachte den Kettenantrieb und die
abgefahrenen Vollgummireifen.
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Brauerei fast völlig zerstört. 1945 erlebten mehrere hundert Bürger im Brauereibunker den Artillerie-Beschuss der Amerikaner vom anderen Rheinufer aus, wobei 150 Treffer einschlugen. Diese verursachten mehrere Brände, die jedoch durch den selbstlosen Einsatz der verbliebenen Arbeiter und Angestellten gelöscht werden konnten, bevor das Feuer auf weitere Häuser übergriff. Da die Wasserreserven zerstört waren, löschte man mit dem, was vorhanden war: Bier!
Nach Ende des Krieges war nicht nur die Brauerei wieder aufzubauen, es musste auch ein neuer Fuhrpark erworben und der zerstörte Transportfaßbestand ersetzt werden. Nach der Währungsumstellung und dem Amtsantritt des neuen Direktors Hafkemeyer im Jahr 1948 stieg die Brauerei wie Phönix aus der Asche empor.
Unter der Leitung Hafkemeyers entwickelte sich die Hitdorfer Brauerei zu einem der modernsten Sudhäuser Europas, in dem der Transport und die Verarbeitung des Malzes vollelektrisch und ferngesteuert ablief. Auf dem fast 30 Meter hohen neuen Sudhaus erleuchtete eine über 10 Meter hohe sich immer wieder füllende "Bierglas mit Schaumkrone"- Leuchtreklame zum Stolz der Hitdorfer die Nacht.
Der neue Nachkriegs-Fuhrpark der Brauerei auf der Rheinstrasse um 1960
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Die Hitdorfer Brauerei nach dem Artillerie - Beschuss durch die Amerikaner 1945
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Blick vom Meyers Loch auf die Brauerei um 1970
Foto: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
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1958 wurde das Hitdorfer Pils auf der Weltausstellung in Brüssel im Deutschen Pavillon der ganzen Welt präsentiert. Die besondere Qualität des Hitdorfer Bieres war jedoch leider kein Garant für ein dauerhaftes Bestehen. Im Zuge der Zusammenlegung mehrerer Betriebe wurde im Jahre 1978 das Bierbrauen in Hitdorf eingestellt. Lediglich die Abfüllanlage wurde von der mittlerweile zuständigen Dom Brauerei für ihre Biere noch einige Zeit genutzt.
Das neue Sudhaus 1966 mit dem auf den Rheinwiesen angelegten Parkähnlichen Rabatten des Hitdorfer Rathauses
Foto: Michael Hohmeier, Stadtarchiv Monheim
Das Sudhaus 1976 mit der zwischen Rheindorf, Hitdorf, Monheim und Langenfeld fahrenden Kleinbahn
Foto: Michael Hohmeier, Stadtarchiv Monheim
Die Hitdorfer durften noch einmal hoffen, als die "Privatbrauerei Hitdorf GmbH & KoKG" sich am Hitdorfer Pils versuchte. Leider war auch dieser Traum schon nach wenigen Monaten ausgeträumt. 1989 / 90 schließlich endete mit dem Abriss des Brauereigeländes ein weiteres Kapitel Hitdorfer Industriegeschichte. Auf dem Gelände der Brauerei errichtete die Baufirma Paeschke den Rheinpark und schuf damit das neue Zentrum von Hitdorf.
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Texte: Astrid Behrendt, Spaziergang durch das alte Hitdorf
Im Jahr 1990 war es dann soweit. Das berühmte und weithin bekannte und grösste Haus Hitdorf´s, dass Sudhaus der Hitdorfer Brauerei AG wurde gesprengt. Für viele Hitdorfer ein trauriges Datum in der langen industriellen Geschichte unserer Stadt.
Die folgenden Bilder zeigen die Sprengung des Sudhauses. Sie wurden uns freundlicherweise von dem Fotografen und Zeitzeugen Björn Hölscher zur Verfügung gestellt.
Sprengung des Sudhauses 1990
Foto: Björn Hölscher, Hitdorf
Sprengung des Sudhauses 1990
Foto: Björn Hölscher, Hitdorf
Sprengung des Sudhauses 1990
Foto: Björn Hölscher, Hitdorf
Sprengung des Sudhauses 1990
Foto: Björn Hölscher, Hitdorf
Sprengung des Sudhauses 1990
Foto: Björn Hölscher, Hitdorf
Sprengung des Sudhauses 1990
Foto: Björn Hölscher, Hitdorf
Der Fotograf Björn Hölscher, mit der letzten original abgefüllten Flasche Hitdorfer Pils, die das Gelände der Brauerei AG verlassen hat. Diese Flasche befindet sich auch heute noch im Besitz des Fotografen.
Foto: Björn Hölscher, Hitdorf
Last Update 17. Mai 2025